Bärlauchzeit
Nach einer Woche turbulentem Aprilwetter hatte zum Wochenende der Frühling wieder die Oberhand gewonnen. Dieses Mal wollten Claudia und ich eine richtige Wanderung unternehmen.
Jetzt sprießt ja auch schon der Bärlauch, eine gute Zeit um daraus wieder Pesto zu machen.
(c) Claudia Thonhauser
Unser Ziel war die „Wiener Hütte“ in Kaltenleutgeben. Allerdings wollte ich nicht von Rodaun, sondern den Promenadenweg der Liesing entlang gehen.
Wir fuhren also mit der Linie 60 bis zur Station Breitenfurterstraße /Liesingbrücke, da führen Stufen zur Breitenfurterstraße und dann gleich linker Hand beginnt die Kaiser-Franz-Josef-Straße, von dieser führt ein paar Meter weiter rechts der Reulingweg weg und mündet dann in den Promenadenweg.
Kaum zu glauben, dass es schon fast 11 Jahre her ist, seit ich diesen Weg entlang spazierte. Aber die Erinnerungen an diese schöne Gegend waren noch sehr präsent. Die Menschen, die hier wohnen, haben wirklich ein Paradies vor ihrer Haustüre.
Die Bäume und Sträucher trugen teilweise schon Blüten und das kleine Bächchen mit den vielen Steinen am Rande weckte das Kind in uns und wir kletterten über die Steine und spazierten an kleinen Inseln entlang und so entstand auch so manches lustige Foto.
Ca. 20 Minuten spazierten wir begleitet vom Plätschern des Baches und dem Singen der Vögel, bis zum Kollegium Kalksburg, wo linker Hand der Weg zur „Wiener Hütte“ führt. Das Kollegium ist mit einer hohen Mauer umgeben und der Weg zu Hütte führt ein Stück parallel zu dieser Mauer.
Kindheitserinnerungen wurden in mir wach. Kaum waren im Frühling die ersten warmen Tage, hieß es bei meinem Vater hinaus in die Natur. Nicht immer war ich darüber begeistert, aber heute bin ich meinem Vater dankbar, denn er hat mir als Stadtkind die Liebe zur Natur vermittelt.
Einmal war mein Vater mit meiner Schwester und mir alleine zur „Wiener Hütte“ unterwegs, also ohne unsere Mutter. Ich weiß nicht wie er es geschafft hat, aber diesmal erreichte uns beim Heimweg die Dunkelheit. Uns Kindern war dabei absolut nicht wohl zumute.
Links sahen wir die Mauer des Kollegiums, die uns mein Vater als Klostermauer verkaufte und mit schaurig leisen Sprüchen wie z.B. „gib mir mein Bein“ hat er unsere Furcht noch geschürt. Heute muss ich darüber lachen.
Bald war die Mauer nicht mehr zu sehen und wir waren mitten im Wald. Es roch nach Frühling und nach Bärlauch.
Jetzt ist die Gefahr noch nicht so groß den Bärlauch mit den Maiglöckchen zu verwechseln, da diese erst Ende April zu sprießen beginnen. Bärlauchblätter wachsen immer alleine, während Maiglöckchen zwei große Blätter ausbilden, die am gleichen Stängel sitzen. Außerdem hat das Blatt des Bärlauchs eine matte Unterseite. Vorsicht ist natürlich trotzdem geboten.
Unsere vielen Wanderungen und Spaziergänge hatten sich bewährt, wir fühlten uns fit und waren ziemlich flott unterwegs, und so erreichten wir nach ca. 45 Minuten die „Wiener Hütte“
Ich hatte gehofft, dass es hier vielleicht doch Kaffee und Kuchen „to go“ gab, aber dem war nicht so, die Hütte lag geschlossen und verwaist vor uns und im Streichelzoo befanden sich keine Tiere.
Das trübte allerdings nicht unser Erfolgserlebnis und unsere Freude das Ziel erreicht zu haben und so suchten wir nach einem geeigneten Platz um unsere Decke auszubreiten und wurden nahe einer kleinen Bank fündig. Hier ließ es sich wunderbar die Sonne genießen und so machten wir es uns bequem, zogen die Schuhe aus und ließen unsere Blicke über die große Wiese, die Bäume bis zum Himmel schweifen. Wir beobachteten die Wanderer, die ihre Jause an den Tischen vor der Hütte einnahmen und tratschten über Gott und die Welt.
Nach einer Stunde machten wir uns auf den Heimweg. Bei meiner letzten Wanderung vor 11 Jahren habe ich den Weg nach Breitenfurt retour genommen, da gibt es das „Odysseus im Grünen Baum“ ein griechisches Restaurant, aber wir befinden uns im Lockdown und so ist dieses Restaurant leider auch geschlossen und so wanderten wir den gleichen Weg retour, den wir hierher genommen hatten.
Wo die Willergasse den Promenadenweg kreuzt, zeigten sich bei uns erste leichte Ermüdungserscheinungen und wir entschlossen uns für zwei Stationen den Bus 60 A bis zur Linie 60 zu nehmen.
Als ich zu Hause ankam war ich müde und hungrig, aber glücklich!
Den mitgebrachten Bärlauch werde ich wohl morgen verarbeiten.
Hier ein paar einfache Rezepte