Der Berg der Wiener
An manchen Tagen ist keine Zeit für eine große Wanderung, ein wenig die Beine vertreten, den Kopf auslüften, tut aber immer gut! Einer der ersten sonnigen Tage im April 2023 war ideal dafür das Erholungsgebiet Wienerberg kennen zu lernen.

Der Hausberg der Wiener ist ja der Kahlenberg, dennoch wurde der Wienerberg durch seine Nähe zu Wien bereits ab Ende der 70iger Jahre zu einem beliebten Naherholungsgebiet der Wiener.
Der Wienerberg bildet mit dem östlich gelegenen Laaer Berg (251 m ü. A.) und dem dazwischenliegenden Boschberg den weitesten Vorsprung des Wienerwalds in das Wiener Becken.
Bereits zur Römerzeit wurden auf dem heutigen Gebiet des Wienerbergs Lehmvorkommen entdeckt und zur Ziegelherstellung genutzt. 1775 ließ Maria Theresia die erste staatliche Ziegelei auf diesem Gebiet errichten,
Dieses Areal war für mich und meine Freundin Claudia völliges Neuland umso mehr freuten wir uns auf diesen Spazier-Gang.

Die Linie 6 brachte uns zum Quellenplatz und ab da nahmen wir die Linie 11 bis zum Frödenplatz. Von dieser Station führt rechter Hand ein Weg in dieses wundervolle Erholungsgebiet.
Hier beginnt auch der Stadtwanderweg 12 –
dieser umfasst eine Strecke von fast 20 km und ist für eine einzelne Tour doch etwas umfangreich. Es bietet sich an, einzelne Etappen dieser Tour zu gehen.
Wir wollten diesmal allerdings auf’s grade Wohl losgehen und einfach einmal die Gegend erkunden. Schon nach kurzer Zeit näherten wir uns dem See. Vom Hauptweg führen viele kleine Wege direkt ans Ufer.
Die Sonnenstrahlen waren schon sehr warm und so hatten es sich schon einige Leute auf ihren Lieblingsplätzchen im Schilf gemütlich gemacht, um den warmen Frühlingstag zu genießen. Ganz versteckt sind diese Plätzchen und nur die Stimmen lassen vermuten, dass hier Menschen sind.
Ein Stück weiter des Seeufers entlang, entdeckten wir einen Strand. Die einzelnen kleinen Erhebungen mit Grasbüscheln erinnerten mich ein wenig an das Dartmoor in Südengland.

Die Ausbuchtungen, die sich in den Lehm gegraben haben, zeigen, dass der See auch mal mehr Wasser geführt haben muss. Somit ist auch hier die trockene Zeit nicht ganz spurlos vorüber gegangen. Die Wasserqualität ist jedoch ausgezeichnet.
Es gibt mehrere Liegewiesen - unter anderem auch einen eigenen FKK-Bereich. Einige der Nackedeien wagten sogar schon den Sprung ins kalte Wasser 😊.
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Der See, der mit seinen 12 Hektar doch eine beachtliche Wasserfläche aufweist, entstand durch den Aushub ehemaliger Ziegelarbeiten. Viele Fischarten wie z.B. Karpfen, Hecht, Wels, und auch der Zander tummeln sich darin.
Sein Schilfbestand ist der größte im Süden Wiens und bietet vielen Vögeln ausgezeichnete Nistplätze, wie z.B. dem Teichhuhn oder dem Haubentaucher.
Aber auch Singvögel wie der Drosselrohrsänger und die Zwergdommel bauen hier ihre Nester.
Die Blätter an den Sträuchern und Bäumen entlang der Treppelwege, die direkt zum Ufer führen, begannen schon zu sprießen und man konnte den Frühling förmlich riechen. Überhaupt ist uns das satte Grün in dieser Gegend sehr positiv aufgefallen. Der Lehmboden und das Wasser tragen viel dazu bei, dass sich die Natur hier prächtig entwickelt.
Wir waren jetzt auf der Seite des See‘s, die nahe der Raxstraße liegt und relativ dicht bewaldet ist. Der Weg direkt am Ufer entlang führte uns am FKK Strand vorbei und an eine große Liegewiese. Hier kreuzen sich drei Wege – wir entschieden uns für den, der geradeaus weiter ging und landeten beim großen Lehmteich.
Er liegt sehr idyllisch, wie ein kleiner Märchensee. Hier tummelten sich viele Enten und am Ufer spazierte ein Silberreiher.
Aufgefallen sind mir hier die großen Bäume mit Ihren riesigen Wurzeln, die direkt am Ufer stehen.
Der Weg ging leicht ansteigend weiter und wir sahen schon die Anhöhe, von wo aus man einen herrlichen Blick über das ganze Areal hat. Um den Weg abzukürzen, nahmen wir den steileren Pfad über die Wiese und wurden dafür mit einer wunderbaren Aussicht belohnt.
Was mich total überrascht hat – hier auf diesem wunderschönen Aussichtsplatz steht das Tor zum Amt der Weihnachtsdekoration aus der Serie MA2412! Ich war total begeistert, hatte ich doch alle Folgen dieser Serie gesehen

Unter einer Allee von herrlich blühenden Kirschbäumen spazierten wir gemütlich die Neilreichgasse entlang zum Kaffeerestaurant Groissböck, wo wir uns mit einer Jause stärkten, bevor es wieder heimwärts Richtung Ottakring ging.
Das Erholungsgebiet Wienerberg ist eine wahre Ruheoase mitten in der Stadt, nur die Skyline der Wienerberg City zeigt, dass man sich doch in Wien befindet. Wer einen Platz zum Abschalten sucht und in Ruhe ein Buch lesen oder auch nur die Sonne genießen will, der ist hier genau richtig.
Nicht alles konnten wir heute erforschen, es steht also fest – wir kommen wieder 😊!
(c) Text und Fotos Angelika Högn