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Erinnerungen

Was macht man am ersten Mai? Einen Spazier-Gang durch die Stadt und warum nicht mal den Wienfluss entlang von der Kettenbrückengasse nach Hietzing !

Die Sonne war warm an diesem ersten Mai, ab und zu versteckte sie sich hinter den Wolken – es war ideales Wanderwetter und so dachten wir uns: „Heute ist der richtige Tag für einen Spazier-Gang durch die Stadt und warum nicht mal den Wienfluss entlang."


Im Netz bin ich auf einen Spazier-Gang gestoßen, der von der Kettenbrückengasse zuerst durch den 5. Bezirk bis zur Wiedner Hauptstraße und dann retour den Wienfluss entlang bis nach Hietzing führt. Dieser inspirierte mich, da es auf dieser Strecke doch einige sehr schöne Jugend- und Kindheitserinnerungen für mich gibt. Da allerdings weder die angegebenen Lokale, noch das Bezirksmuseum Wieden geöffnet hatte, hielten wir uns hauptsächlich entlang des Wienflusses.


Wir starteten an der U4 Station Kettenbrückengasse und bogen nach rechts in die rechte Wienzeile ein. Von der Wehrgasse bis zu der Biegung kurz nach dem Rüdigerhof heißt dieser Teil Hamburgerstraße.

Hamburgerstraße (5; ursprünglich Wienstraße 49-63), benannt (28. Februar 1911 Stadtrat) nach Karl Hamburger. ... Der von der Bezeichnung Rechte Wienzeile nicht betroffene Teil der Wienstraße wurde zuerst (9. Februar 1911 Stadtrat) mit Hamburgergasse benannt, am 28. Februar 1911 jedoch umbenannt auf Hamburgerstraße.

Die rechte Wienzeile verläuft hinter dem Rüdigerhof weiter und mündet dann bei dem Steg vor dem Rüdigerhof wieder in den ursprünglichen Verlauf.

Hier kamen schon die ersten schönen Erinnerungen auf mich zu


Auf dem Parkplatz bei der Kettenbrückengasse zwischen rechter und linker Wienzeile findet jeden Samstag ein Flohmarkt statt. Ende der Siebziger hatte ich hier noch selbst einen Platz, damals in der Modebranche tätig verkaufte ich mit meiner Freundin unsere Kleidung aus der Vorsaison. Das war immer eine riesen Hetz! Meine Freundin stammte aus Martinique und hatte eine melangefarbene Haut und schwarze Haare, ich bin sehr hellhäutig und blond und so nannte man uns die Dominosteine 😊.







Vom Parkplatz aus gab die Eggerthgasse einen herrlichen Blick auf das „Haus des Meeres“ frei. Noch nie habe ich diesen Bau in dieser Pracht gesehen.





Mit dem Rüdigerhof in der Hamburgerstraße 20, diesem wunderschönen im Jugendstil erbautem Haus, verbinden mich viele wunderbare Jahre. Es war die Zeit zwischen meinem 17. und 25. Lebensjahr und es war die Bandzeit. Im Keller des Rüdigerhofes unterhalb des Cafes hatten wir einen Raum gemietet, den wir als Probelokal nutzten und so waren wir fast täglich im Cafe Rüdigerhof. Ich denke sehr gerne an diese aufregende Zeit zurück.

 

Der Wienfluss ist ja ein sehr sagenumwobener Fluss. Erzählt wird vom Wassermännlein, das Leute in seine Nähe lockte und versuchte sie ins Wasser zu ziehen. Daran erinnert das Wassermännleinhaus, das sich schräg gegenüber dem Rüdigerhof auf der Rechten Wienzeile 71 befindet.

Was für einen schönen Innenhof dieses Haus doch hat. Ich freue mich immer zu sehen, wenn die Hinterhöfe in alten Häusern erhalten bleiben und nicht zu einer Garage umfunktioniert werden. Ein Stückchen grün vor der Haustür zu haben, ist schon was Besonderes.

Wir schweiften kurz von unserer Tour ab und wandten uns nach rechts in die Rüdigergasse wo es die nächste Jugenderinnerung gibt - das „Motto“, viele Nächte habe ich hier mit meinen Freunden verbracht, als Franz Thell noch der Besitzer war und Helmut Lang den DJ gab. Legendär war der 24.12. – damals mussten an Heilig Abend noch alle Lokale geschlossen halten, aber ein paar geheime Locations gab es schon, wie das Motto zum Beispiel. Es gab an diesem Abend nur Getränke und Kekse, also keine Speisen und unter der Decke des Lokales waren Fäden gespannt auf denen in Abständen Sternspucker hingen. Um Mitternacht standen wir dann auf und zündeten diese an – was für ein Spaß! Beeindruckend waren auch die Blumenarrangements, die das Lokal immer schmückten.


Bis zur Margaretenstraße spazierten wir, wo Geschäfte hier noch teilweise die nostalgische Beschilderung behalten haben.

 

Aber wir wollten ja den Wienfluss entlang wandern und so bogen wir bei der Pilgramgasse nach rechts und gingen diese weiter bis zur Pilgrambrücke. Mein Blick fiel auf das Haustor an der linken Wienzeile 106, wo der 14 A die Station hat. Hier hatte mich der Sänger unserer Band das erste Mal geküsst. Ich musste Lächeln.


Bei der Pilgrambrücke wird an der U5 gearbeitet, es ist also eine Großbaustelle. Kurz danach, gleich hinter dem Gebäude des AMS befindet sich die erste eröffnete Wiental-Terrasse, die ein Stück die U4 überdacht. Die Blumenbeete und Bänke erinnerten mich ein wenig an den Donaukanal und das sonnige Wetter hatte schon einige Menschen hierher gelockt. Im Hintergrund stehen vor den Hauswänden schon hochgewachsene Bäume und so wirkt das ganze wie eine kleine Oase.

 

Wir spazierten weiter und erreichten die Nevillebrücke. Ich hatte eine Zeit lang in der Brückengasse gearbeitet und kannte diese Brücke noch, als sie eine Verkehrsverbindung zwischen linker Wienzeile und Schönbrunnerstraße war, sozusagen die verlängerte Brückengasse. Nun ist sie eine Art Insel um zu rasten und die Sonne zu genießen.

 

Und weiter gings den Wienfluss entlang, immer wieder bewunderten wir die teilweise blühenden Bäume, die die alten Häuser umgaben. Diese Seite der rechten Wienzeile war mir noch ziemlich unbekannt.

Die nächste Station war der Bruno-Kreisky-Park beim Margaretengürtel. Er ist sehr einladend gestaltet, die bunten Steine und die Hängematten verleihen dem Park das gewisse Etwas.

Obwohl er ein sehr kleiner Park ist, hat er doch schon an Bedeutung gewonnen, denn hier gibt es Ende des Sommers auch Open Air Kino -

unter dem Motto SCIENCE FICTION IM PARK „ präsentieren die MARGARETNER FILMNÄCHTE Filme aus dem Science Fiction Genre. Die MARGARETNER FILMNÄCHTE sind seit 2007 das erste und einzige Science Fiction Open Air in Wien.
 

Wir waren direkt beim Margaretengürtel angelangt und überquerten diesen, rechter Hand befindet sich die U4 Station Margaretengürtel und vor uns eröffnete sich eine große Wiese. Kaum einer erinnert sich, dass diese Wiese einmal ein Eislaufplatz war. Hier hatte ich als Kind eislaufen gelernt. Heute wird diese Grünfläche hauptsächlich von Hundespaziergängern genutzt.


Von dieser Wiese aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf die historische Otto Wagner Brücke, die die Längenfeldgasse (12. Bezirk) mit der Gumpendorferstraße (6. Bezirk) verbindet.

Unterhalb der Otto-Wagner-Brücke beim Gaudenzdorfer Gürtel befindet sich eine Jugendaktivzone.


Unmittelbar danach, bei der Station Längenfeldgasse gibt es wieder eine kleine grüne Oase zum Verweilen, den Bruno-Pittermann-Platz, hier lädt eine Boulderanlage zum Klettern ein.

Entlang und rund um Wiental und Gürtel gibt es also genügend Plätze für Bewegung oder zum Chillen. Entstanden sind sie auf Initiative und mit tatkräftiger Unterstützung der Gebietsbetreuung Stadterneuerung in Zusammenarbeit mit den Bezirken und Fachdienststellen.
 

Bei der U4 Station Längenfeldgasse verbindet der Storchensteg den 12. und den 15. Bezirk. Hier ganz in der Nähe bin ich in die Volksschule gegangen, nämlich in der Ortnergasse, welche eine Parallelgasse zur Storchengasse ist. Ich wohnte damals auch in der Ortnergasse und hatte somit den kürzesten Schulweg von allen Kindern, von einem Haustor hinaus – in das Nächste hinein 😊.

Vom Storchensteg aus war es nicht mehr weit zu unserer nächsten Station, dem "U4"! Hier ereilten mich die nächsten Erinnerungen.

Bei der allerersten Eröffnung 1980 war ich live dabei, ich habe nämlich hinter den Tresen gestanden, im SKA-Look wie man sieht, sogar die Haare waren zur Hälfte schwarz gesprayt. Hat viel Spaß gemacht und so habe ich diesen Job auch eine Zeit lang ausgeübt, mein Freund Martin war damals DJ, eine spannende Zeit, aber das ist eine andere, sehr lange Geschichte. (Foto s/w: private Aufnahme)

 

Nach dem "U4" zweigten wir vom Wienfluss ab und nahmen die Schönbrunner Straße, die uns zum Schönbrunner Meidlinger Tor führte. Nun war es nicht mehr weit bis Hietzing.


Wir freuten uns sehr als wir beim Meidlinger Tor ankamen, die Sonne war schon recht warm, ihre Strahlen und lautes Vogelgezwitscher begleiteten uns auf unserem Weg durch die „Meidlinger Allee“ bis zum Haupttor Schönbrunn. Vor dem Schloss standen zwei Fiaker und erinnerten an die Zeit, als man noch per Kusche und Pferd unterwegs war.


Hier verabschiedete sich meine Freundin, ein Besuch wartete zu Hause!

Ich entschloss mich den Rest des Weges den kleinen Weg parallel zur "Hietzinger Allee" entlang zu schlendern. Umgeben von blühenden Bäumen genoss ich das letzte Stück unserer Tour.

31/2 Stunden waren vergangen, 31/2 Stunden in denen wir viel Neues und Geschichtliches gesehen hatten und wo für mich schöne Erinnerungen wieder sehr lebendig geworden sind.


In Hietzing begrüßte mich ein Maibaum, der vor der Hietzinger Kirche stand. Diese wollte ich mir unbedingt ansehen.

Die Stille der Kirche nahm mich gefangen, ich zündete Kerzen an und gedachte der lieben Menschen, die schon von mir gegangen waren. Ein schöner Abschluss für den heutigen Spazier-Gang.



(c) alle Fotos vom Beitrag Erinnerungen Angelika Högn

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Meine Gedanken

gehen spazieren

sollte ich mich irren

oder sind es immer

die selben,

die mich umkreisen.

Ich kann sie nicht sehen

und doch sind sie da,

aber spüren kann ich sie

zum Beispiel jetzt

da sind sie ganz nah.

Sie lassen mich

einfach nicht los!

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