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Im Reich der Wildschweine

Dieser Besuch war schon lange überfällig, ich glaube es war 2012, als ich das letzte Mal im Lainzer Tiergarten war. Damals hatte ich mit Freunden in der Hermesvilla einen Osterbrunch genossen und anschließend gab es einen Verdauungsspaziergang durch den Park, wo wir auch Wildschweinen begegneten.

Wiener Blick

An einem sonnigen Samstag Anfang Oktober 2022 machten sich mein Jugendfreund Robert und ich auf den Weg in den Lainzer Tiergarten. Wobei Tiergarten ist eigentlich nicht ganz richtig, denn es handelt sich hier um ein riesiges Naturschutzgebiet.

Robert und ich kannten den Park beide aus der Kindheit und ich freute mich sehr, dass er mich begleitete, denn so ganz alleine in die Heimat der Wildschweine wollte ich doch nicht. Mein Vater hatte es sogar geschafft mir im Frühjahr Frischlinge zu zeigen, dazu ging er ziemlich tief in den Wald hinein und meiner Mutter wurde dabei immer ganz mulmig.

Zu Recht, denn die Bache verteidigt ihre Jungen vehement und bitte Hände weg von jungen Wildtieren, denn der menschliche Geruch könnte die Mutter dazu veranlassen ihre Jungen zu verstoßen. Bild von Natalia auf Pixabay

Im Grunde genommen sind Wildschweine aber friedliche Tiere, sie haben eher Angst vor Menschen.


Wir fuhren mit dem Auto bis zum Lainzer Tor – erreichbar ist dieses auch mit dem Bus der Wiener Linien 56 B. Rechter Hand nach dem Eingang gibt es zwei Wege – den Naturlehrpfad und die Fahrstraße. Wir entschieden uns für die Fahrstraße, die uns an der herrlichen Wachsstöckel-Wiese vorbei führte. Beim Forsthaus wechselten wir dann auf den Rohrhaus Waldweg und spazierten direkt bis zum Rohrhaus.


Begleitet auf diesem Weg wurden wir vom Katzengraben, der beim Rohrhaus entspringt und in den Lainzer Bach mündet. Wunderschön anzusehen waren die Graffitis, denen wir auf diesem Wege begegneten.


Das Rohrhaus hat sich ganz schön gemausert – ist bei dem Ansturm der Gäste auch notwendig, denn die Küche ist genauso hervorragend wie vor 10 Jahren 😊! https://www.rohrhaus.com/


Eigentlich wollten wir noch zum „Wiener Blick“, aber Robert und ich hatten uns lange nicht gesehen und so blieben wir länger als geplant im Rohrhaus bei Kaffee und Kuchen und wanderten danach über die Rohrhaus Straße zurück bis zum Lainzer Tor und begegneten dabei so manchem Waldbewohner !


Nahe dem Lainzer Tor liegt auch der Hohenauer Teich, der durch den Lainzer Bach gespeist wird. Karpfen, Hecht und Zander, sowie der Galizische Sumpfkrebs sind hier beheimatet.


„Der Hohenauer Teich versorgte ab 1749 den Schönbrunner Schlosspark mit Wasser. Da die Erhaltung der Holzrohre sehr aufwendig war, suchte man für Schönbrunn bald andere Quellen. Der Teich konnte sich weitgehend natürlich entwickeln. Heute ist er ein wichtiger Lebensraum für Wasservögel, Amphibien, Fische und Krebse, Muscheln und viele andere Wassertiere.“

Quelle: Tafel beim Hohenauer Teich

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Der goldene Oktober 2022 war wirklich ein Traum und hat mich mutig gemacht und so bin ich ein zweites Mal alleine zum Lainzer Tiergarten gefahren – diesmal zum St. Veiter Tor. Ich wollte unbedingt zum „Wiener Blick“. Man fährt mit der U4 bis Ober St. Veit und dann mit dem Bus 54A direkt bis zum Tor. Aber Achtung nicht jeder Bus fährt direkt zum Tor – am besten vorher den Fahrplan googeln.

Der Bus fuhr gemächlich dahin und gab mir die Gelegenheit die traumhaften alten Villen zu bewundern, es war wie Sightseeing!

Ich spazierte den Hanschweg bergauf, kam an einem Kloster, dem Karmelitinnen-Kloster, vorbei und erreichte kurze Zeit darauf das Tor.

Gleich dahinter staunte ich nicht schlecht, als sich eine Statue als Mensch entpuppte – Wahnsinn dieser Handstand, so lange und unbeweglich, dass ich diesen Menschen von der Ferne für eine Statue hielt 😊.

Wenn man durch das Tor geht muss man sich rechts halten, man kommt an einem Brunnen vorbei, geht ein Stückchen aufwärts, bis man an einen Zaun stößt und dann beginnt links der Waldweg zum „Wiener Blick“.

Es war Montag und im Wald war es ganz still, man hörte nur das Laub rascheln und die bunten Blätter tanzten vom Himmel – es war wie Goldregen. Ab und zu hielt ich inne um den Duft des Waldes in mich einzusaugen – "Waldbaden" nennt man das jetzt!


Immer wieder späte ich tief in den Wald hinein – vielleicht lässt sich ja doch ein Wildschwein oder ein Reh blicken. Aber alles war ruhig und still.


Das letzte Stück zum "Wiener Blick" ist leicht steigend - am Horizont konnte ich schon den Himmel sehen und dann, als ich an der Anhöhe stand, eröffnete sich mir ein Blick – unbeschreiblich – es war einfach nur WOW – der Aufstieg hatte sich gelohnt – dies ist der schönste Ausblick, den ich in Wien bis jetzt gesehen habe, da kann der Laaerberg und Häuserl am Stoa nicht mithalten. Ganz Wien liegt einem zu Füßen.

Zwei Mädls, die hinter mir etwas schnaufend ebenfalls die Anhöhe erreicht hatten, staunten ebenso! Ich setzte mich auf eine Bank und genoss die Aussicht und die Sonne. Eine halbe Stunde später machte ich mich auf den Weg Richtung Rohrhaus. Einkehren wollte ich diesmal nicht und spazierte gleich weiter bis zur Hermesvilla.

Am Ende des Rohrhauser Waldweges, gleich nahe dem Forsthaus steht frisch renoviert die Franz von Assisi Statue.

Sie wurde 1934 am Welttierschutztag aufgestellt, wanderte aber 1982 an den früheren Standort des Tierschutzhauses von Tierschutz Austria am Khleslplatz. Pünktlich zum Welttierschutztag 2022 kehrte sie frisch renoviert wieder heim in den Lainzer Tiergarten.


Die Hermesvilla„Das Schloss der Träume“ – wie Kaiserin Elisabeth die Villa nannte, war ein Geschenk von Kaiser Franz Joseph. Er hoffte seine Frau würde dadurch öfter in Wien verweilen. Die Villa ist Schauplatz vieler Sonderausstellungen – eine Besichtigung lohnt sich wirklich. https://www.wienmuseum.at/de/standorte/hermesvilla

Angeschlossen an die Villa ist das Cafe Restaurant Hermes, wo man sich nach einem Spazier-Gang und/oder einer Führung stärken kann. https://www.hermes-villa.at/home/


Ich spazierte weiter Richtung Lainzer Tor und nahm diesmal den Lehrpfad. Dieser Naturlehrpfad informiert über die Pflanzen- und Tierwelt des Lainzer Tiergartens. Viele mir noch unbekannte Sträucher entdeckte ich hier. Spannend fand ich die ausgestellten Wurzeln eines Baumes, wer weiß schon was so mancher Baum unter der Erde trägt, und dass es verschiedene Wurzelsysteme gibt (Pfahlwurzelsystem, Herzwurzelsystem, Horizontalwurzelsystem).

Am Ende des Lehrpfades landete ich auf der hinteren Seite des Wildgeheges, wo man Mufflons und Damhirsche hautnah erleben kann. Offensichtlich sind diese den Menschen schon gewohnt, denn sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.


Das ehemalige Jagdgebiet des Kaisers hat eine Fläche von 2.450 Hektar. Eine Vielfalt von Tieren und Pflanzen sind hier beheimatet. Diesmal bin ich keinem Wildschwein begegnet, aber es gibt hier noch so viel zu erkunden, vielleicht habe ich ja beim nächsten Besuch Glück.

(c) Text und Fotos Angelika Högn


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Meine Gedanken

gehen spazieren

sollte ich mich irren

oder sind es immer

die selben,

die mich umkreisen.

Ich kann sie nicht sehen

und doch sind sie da,

aber spüren kann ich sie

zum Beispiel jetzt

da sind sie ganz nah.

Sie lassen mich

einfach nicht los!

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